Mittwoch, 5. April 2017

Werke oder nicht Werke?




Heute haben wir wieder einmal ein Thema, das unter die Rubrik «Säuglings-Nahrung» fällt. Interessanterweise aber beschäfftigt dieses Thema die gesamte evangelische Christenheit, wie man das unschwer feststellen kann, wenn man inden verschiedensten Foren unterwegs ist um zu sehen, was die Leute so bewegt. Dabei geht man bei Fragen wie die Dreieinigkeit oder eben den «Werken» oft gar nicht zimperlich miteinander um. Die Foren sind deshalb interessant, weil hier im Gegensatz zu den Gemeindeversammlungen, alle Denominationen zusammenkommen. Und da die meisten Christen anonym sind, ist die Hemmschwelle oft sehr tief, um den Pfad der Liebe zu verlassen.
Was mich tief traurig macht, ist die allgemeine Unkenntnis in den grundlegensten Fragen des christlichen Glaubens. Eben Fragen, die wir als «Kinder-Nahrung» bezeichnen und um die sich die allermeisten Diskussionen drehen. Mit den folgenden Ausührungen wollen wir aber bei uns dieses Thema nachher nicht wieder aufgreifen, sondern ein für alle Mal ad acta legen.

Der Streit um Grundlegendes aber ist trotzdem nicht eine Zeiterscheinung. Wir wissen, dass auch Paulus und Jakobus solche Zwistigkeiten ebenfalls öffentlich austrugen, wie jene von Paulus und Petrus, wie im Galaterbrief beschrieben. Oder den «Werke-Disput» zwischen Paulus (»keine Gerechtigkeit durch Werke») und Jakobus, bei welchem Letzterer Paulus widersprach, dass «ohne Werke niemand gerecht wird».

Dabei ist diese Frge recht einfach für alle Beteiligten zu lösen. Vor allem dann, wenn wir uns bewusst werden, dass Paulus und Jakobus nicht von den selben Werken reden.

Drei Arten von Werken


Die Bibel kennt drei Arten von «Werke»:

·         Gesetzeswerke
·         Liebeswerke
·         Werke zur Heiligung

Paulus spricht vor allem von Gesetzeswerken

«Der euch nun den Geist darreicht und Kräfte in euch wirken läßt, tut er es durch Gesetzeswerke oder durch die Predigt vom Glauben?» (Gal. 3. 5)

«Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch;» (Gal. 3. 10)
«So kommen wir zu dem Schluß, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde, ohne Gesetzeswerke» (Röm. 3. 28)

Wenn die Rede davon ist, dass wir nur durch den Glauben, nicht aber durch Werke gerecht werden, so betrifft dies ausschliesslich die Gesetzeswerke! Paulus schrieb dies vor allem den Römern, den Ephesern und den Galatern, weil dort viele Juden zum Christenglauben gekommen sind. Alle diese christliche Juden wurden jüdisch erzogen und das jüdische Gesetz war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Sie kannten nichts anderes als den Talmud. Und um den Unterschied zwischen dem Alten Testament (dem Talmud) und dem Neuen Testament klar zu machen, hatte Paulus auch klare Worte gegen die Heiligung und Rechtfertigung durch die jüdischen Gesetzeswerke gefunden. Dabei geht es vor allem um die unreinen Speisen und die Beschneidung.

Dass diese oft harten Worte Pauli bezüglich der Gesetzeswerke nicht für die Heiden glt, dürfte logisch sein. Kein einziger Heide wäre auf die Idee gekommen, seine Rechtfertigung in der Beschneidung zu suchen. Genausowenig wie die heutigen Christen in Mitteleuropa das Heil in der Beschneidung suchen würden.  

Noch einmal: Der gesamte Diskurs mit den «Werken» betrifft die Gesetzeswerke der Juden. Nun gibt es derart viele unnütze Diskussionen, ob man «Werke» tun soll – oder nicht. Da schreibt jemand zum Beispiel:

«... Ich kann dir nur sagen wende dich ab von Satan und komme heraus aus der Lüge der Werksgerechtigkeit.» (im Forum)

Genau dieselben Argumente finden wir überall. Immer spricht der Evangelikale (vor allem in charismatischen Kreisen, welche leider immer mehr überhand nehmen) von «Werksgerechtigkeit», wie wenn sie sich als Juden outen würden.  Wir aber sind keine Juden, deshalb steht die Gesetzeswerk-Gerechtgkeit überhaupt nicht zur Diskussion! Alles also nur leeres Geschwätz!
Aber ist es wirklich nur leeres Geschwätz? Vielleicht nicht, denn es könnte auch sein, dass die Begriffe von «Werke» nicht oder falsch verstanden werden.

Im Gegensatz zu den Gesetzeswerken gibt es

Die Werke der Liebe.


Was wir als Entgegnung von Jakobus in seinem Brief verstehen, ist gar keine Entgegnung an Paulus, denn Jakobus hat – als Jude! – sehr wohl verstanden, dass Paulus von Gesetzeswerken sprach. Aber um der Heiden willen hat er es deutlich abgegrenzt, dass Werke der Liebe nichts mit Gesetzeswerken zu tun hat. Auch machte er deutlich, dass im Gegensatz der Gesetzeswerke die Werke der Liebe Pflicht für jeden Christen ist! Jakobus schreibt:

«Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, dabei aber keine Werke hat? Kann ihn denn der Glaube retten? Wenn es einem Bruder oder einer Schwester an Kleidung und täglicher Nahrung gebricht und jemand von euch zu ihnen sagen würde: Gehet hin in Frieden, wärmet und sättiget euch, ihr gäbet ihnen aber nicht, was zur Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse erforderlich ist, was hülfe ihnen das? So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot.» (Jak. 2. 14)

Wie eine Gemeinde «Werksgerechtigkeit» vermeidet, habe ich kürzlich gesehen. Ich war in einem «Gottesdienst» einer charismatischen Gemeinde in einem neuen Kirchgebäude. Diese Kirche zeigt offen, wie man Geld versteckt: Teure, bequeme Sitze mit Gobelin-Stickereien, Rosenholz-Bänke und eine ausgeklügelte Illlumination ud Sound-Technik mit allem Schnick-Schnak. Eine eigene Fünf-Mann-Band lässt den Übergang von einem Gottesdienst in eine Disco fliessend erscheinen. Der ganze Bau mit gedeckten Parkplätzen und Grillrestaurant zeugt eher von einem erfolgreichen Wirtschafts-Unternehmen.

Wirft man einen Blick in die Umgebung, so steht diese Kirche wie ein Palast inmittten bedürftigen, unverputzten Backsteinhäuser, deren Bewohner kaum das Geld für den Bus aufbringen, um ihre Einkäufe zu besorgen. Hier gibt es noch und nöcher leibliche Bedürfnisse zu befriedigen.

«Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot», wenn er tot ist, lebt er in der Finsternis! Und wenn er in der Finsternis lebt, dann befindet er sich nicht im Himmel. Jakobus sagt also, wer keine Werke der Liebe, und damit Werke des Glaubens hat, wird nicht den Himmel sehen!

In der Offenbarung spricht Johannes 24 mal von «Werke» und im letzen Kapitel sagt dann Jesus:

«Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeglichen zu vergelten, wie sein Werk sein wird

Weksgerechtigkeit?

Wenn nun jemand sagt «Und ich lasse mir keine Werkgerechtigkeit zusprechen!«, dann weiss er offensichtlich gar nicht, wovon er spricht. Werksgerechtigkeit in Bezug auf Werke der Liebe, sind uns allen vonnöten! Jesus fordert uns auf, solche Werke zu tun: «... sammelt euch Schätze im Himmel ...» - ohne sich zu bewegen, funktioniert das aber nicht. 

Wir sehen also: Von uns wird dringend Werksgerechtigkeit verlangt. Nicht in der Beschneidung, also auf Gesetzesebene, aber in der Liebe! Und diese beiden Arten von «Werke» dürfen wir auf keinen Fall verwechseln!

Werke der Heiligung


Nun gibt es aber noch eine weitere Art von Werken, welche wir selbst tun müssen: die Heiligung! Obschon immer wieder billige und sehr billige Ausreden kommen, wie 

«du denkst bei Heiligung an eine Anstrengung des Menschen, zur Sündlosigkeit zu gelangen und zwar durch eigenes Bemühen und eigene Kraft. Das läuft aber auf ein "gesetzliches Christentum" hinaus und führt unwillkürlich zu einer ganz unschriftgemäßen "Heiligung" des Fleisches. Das Fleisch aber kann nicht geheiligt werden, sondern ist dem Tod verfallen”,

liegt es an uns, ob wir unsere Seele läutern lassen. Es ist selbstverständlich niemals so, dass irgendwer die «Heiligung des Fleisches» beabsichtigt, das wäre durchaus ein umögliches Unterfangen. (Die Durchgeistigung des Leibes als Vorbereitung für die Entrückung, ist aber ein anderes Kapitel, das der Geist Gottes vollbringt). Nicht das Fleisch, aber die Seele muss geheiligt werden, wenn sie ins Himmelreich eingehen will. «Jaged nach der Heiligung», meint Paulus im Hebräerbrief und will sagen, dass diese Heiligung der Seele nicht einfach so vom Himmel fällt. Im Epheserbrief sagt er uns dann noch detaillierter, wie dies zu machen ist: Ein «40-Punkte-Programm» der Heiligung (Kap 4. 25 bis 5.  33). Würde das alles nur der Heilige Geist ohne unser Zutun bewirken, Paulus hätte sich nicht die Mühe gemacht, das alles aufzulisten.

Srechen wir von Werken, so müssen wir auch ganz klar sagen, von welchen Werken wir sprechen. Vor allem ist es auch wichtig, beim Bibellesen selbst die Gabe des Denkens zu nutzen und nicht nur Meinung und Doktrin eines Schriftgelehrten zu übernehmen. Denn

Die Aufgabe einer Volkkskirche ist es nicht, das Volk in den Himmel, sondern in die Kirche zu bringen!




Wie immer ist der Austausch über das Thema im Forum  offen und auch Gäste können sich einbringen, können ergänzen oder ihrer kritischen Haltung freien Lauf lassen. Kritische und gegenteilige Meinungen ergeben bei uns keine "Streit"gespräche, sondern sind eine Bereicherung! Wer will, kann auch Fragen stellen.



Jesus segne Dich!









Werke der Heiligung Eph.4. 25 ff

Werke der Liebe mit Gesetzeswerken verwechseln:
Und: