Mittwoch, 29. November 2017

Unterschiede in der NO-Szene

Zugegeben, der Ausdruck NO-Szene gefällt mir auch nicht besonders. Aber um die verschiedensten Bewegungen und Strömungen in der Welt der Neu-Offenbarung zusammenzufassen und sich gleichzeitig von der zerstrittenen Welt der Evangelikalen zu distanzieren, fällt mir eben kein besserer Begriff ein. Nun, die Hauptsache ist jedenfalls, dass wir uns verstehen und wissen, was damit gemeint ist.

Es gibt eine interessante Gemeinsamkeit der NO-Szene mit den Evangelischen Kirchen. Möchte dabei noch vorausschicken,
dass wenn ich von Kirchen spreche, meine ich die Freikirchen. Komischerweise spricht das Volk in Bezug auf die Amtskirche (EKD) immer noch von “Kirche”, obschon diese Organisation weder mit dem Christentum, noch mit Gott, der Bibel oder Jesus etwas zu tun hat. Mit ihrer historischen-kritischen Methode wird ja exakt gegen Gott, Bibel und Jesus ins Feld gezogen. Also sollte man eher bei den “Amtskirchen” von Kulturvereinen sprechen.

Doch zurück zur Gemeinsamkeit der NO-Welt mit den Evangelikalen. Diese besteht darin, dass es bei beiden viele verschiedenen Strömungen gibt. Aber trotz dieser Gemeinsamkeit sehen wir wieder einen Unterschied. War der Evangelikalismus einst aus einer Hand entstanden und sich dann durch Streiterei und gegenseitigem Köpfeeinschlagen in tausende Denominationen zersplittet hat, so hat die Diversität in der NO-Szene eine andere Ursache.

Jede NO-Bewegung hat einen eigenen Gründer. Diese Männer und Frauen verstanden sich als Propheten, beziehungsweise Medien, wie man heute sagt. Propheten und Medien sind das selbe. Emanuel Swedenborg, Anita Wolf, Johannes Greber, Gabriele Wittek und Jakob Lorber, um nur einige zu nennen. Dabei gibt es noch Ellen G. White der Siebenten Tag Adventisten und Joseph Smith der Mormnonen. Beide kann man im Prinzip der NO-Szene zurechnen, sind aber doch eher kirchliche Organisationen.

Innerhalb der NO-Welt gibt es wieder einen grossen Unterschied. Die meisten, Wolf, Greber, Wittek, White oder Smith, waren Empfänger von Neu-Offenbarungen, die aber zum Teil sehr unterschiedlich sind. Schon diese Unterschiede lässt Zweifel aufkommen, ob überall die volle Wahrheit geoffenbart wurde. Zumal alle diese eben Genannten jeder für sich alleine auf weiter Flur eine Wahrheit empfing. Es gibt bei diesen Neu-Offenbarer jeweils keine zweite Person, die jemals dasselbe empfangen hätte. Also sogenannte Ein-Mann-Offenbarer. Das gibt doch zu denken.

Einzig bei der Lorber-Bewegung, ja eigentlich schon bei dessen Vorläufer Emanuel Swedenborg, gibt es sehr viele Neu-Offenbarer, welche dieselbe Wahrheit, also dieselbe Botschaft ohne gegenseitige Widersprüche empfingen. Die meistbekannten sind Gottfried Meyerhofer, Johannes Wiedmannn, Max Seltmannn, Georg Riehle, Michael Nehmann, Helga Hoff, Gertrud Niesel, Bertha Dudde und noch etliche andere.

Vergleicht man die Lehren von zum Beispiel Gabriele Wittek und Johannes Greber oder von Anita Wolf mit jener von Ellen G.White, so erkennt man in etlichen Punkten nur wenig Übereinstimmung. Aber es soll in diesem kurzen Aufsatz nicht darum gehen, alle diese Lehren zu “bewerten”, sondern wir wollen den Fokus stattdessen auf die Anhänger richten.

Wir haben in unserem Forum schon Ansätze gesehen, dass sehr gerne und auch sehr schnell ein sogenanntes Schubladendenken entsteht, ganz nach dem Motto “Deine Lehre ist falsch, also liegst Du falsch! Mit Dir will ich nichts zu tun haben”. Dieses Denken erinnert doch genau an die Zustände in der Evangelikalen Welt, wo Lutheraner über die Calvinisten mit geistiger Brutalität herziehen oder die Baptisten über die Neuapostolen usw.

Wenn es dann um die Neu-Offenbarung geht, dann sind sich die eben Gennnten sofort wieder einig und nehmen letzteres mit noch grösserer Herzlosigkeit ins Visier. Allgemeiner Tenor: Neu-Offenbarer sind alles falsche Propheten.

Bevor wir vorschnell diese Neu-Offenbarer als grundwegs falsche Propheten einstufen, wollen wir uns die Frucht des Geistes ansehen und das, was alle die eingangs erwähnten, die lediglich als Beispiele gelten sollten, gemeinsam haben.

Befasst man sich mit den verschiedenen Lehren von Wittek, Greber, Wolf, Smith, Lorber, Swedenborg, Riehle, Seltrmann, Maxerhofer, Nehmann und (bedingt auch) White, dann stellt man fest, dass unisono die gelebte Liebe im Vordergrund steht, ganz dem Hauptgebot Jesu entsprechend, man solle Gott mehr lieben als alles andere sowie den Nächsten wie sich selbst.

Die gelebte Liebe mit vollbrachten Liebeswerken ist der Kernpunkt aller Neu-Offenbarer. Sieht man sich die Mitglieder und beurteilt man sie anhand der Art ihrer Konversationen, so muss man feststellen, dass doch wenigstens im Ansatz die Liebe stets im Vordergrund ist und alles andere eher zweitrangig.

Ist das bei den Kirchengeschwister auch so? Ja sicher, bei den meisten jedenfalls darf man davon ausgehen. Doch bleibt ein grosser zu Unterschied: Luther, als der “erste evangelische Prophet”, der verlauten liess

“So nun jemand meinet, dass er darum Vergebung der Sünde will erlangen, dass er die Liebe hat, der schmähet und schändet Christus, und wird am letzten Ende, wenn er vor Gottes Gericht stehen soll, finden, dass solches Vertrauen vergeblich ist. Darum ist es gewiss, dass allein der Glaube gerecht macht." (Aus den bis heute verbindlichen evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften, Apologie IV.151, zit. nach Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, 9. Auflage, Göttingen 1982, S. 189)”

Will man auf Teufel komm raus einen Falschen Propheten auf dem Tablet servieren, voilà, da haben wir ihn. Ganz so ernst ist das zwar wieder nicht gemeint, denn immerhin bezeugt Luther, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

Gewiss gibt es Unterschiede bei den Neu-Offenbarer. Die einen meinen, dass Jesu Geburt keine Jungfrauengeburt war, sondern Joseph der Vater ist. Gabriele Wittek liegt ein sog. “Jesus-Evangelium” zu Grunde und bei Anita Wolf erfahren wir eine etwas eigenartige Gotteserkennntnis. Aber einig sind sie sich alle: Jesus ist Gott und Seine Forderung ist einzig die gelebte Liebe.

Ob nun Jesus durch den Heiligen Geist oder von Joseph gezeugt wurde, indem “der Heilige Geist über ihn kam”, wollen wir uns nicht streiten. Ebenso nicht wegen all den anderen Punkten, die uns lehrmässig trennen, wenn diese Punkte nicht die Hauptsache, den Kernpunkt berühren. Wie sagt Paulus so schön, dass wir uns wegen Kleinigkeiten nicht streiten sollen.

Natürlich, wenn es um die Hauptsache geht, dann ist wohl Widerstaand angesagt. Wer lehrt, wie oben schon erläutert, dass nicht die Liebe und ihre Werke aus dem Herzen, sondern alleine der Glaube aus dem kalten Kopfverstand bereits schon selig macht, da muss man Einhalt gebieten! Denn da werden Suchende Menschenherzen aufs Glatteis geführt.

Falsche Propheten muss man erkennen. Wer diese nicht erkennnt, ist verloren. Solche falsche Propheten mit ihren falschen Christussen gibt es viele – und Millionen erkennen sie nicht. Der älteste und wohl grösste Falsche Prophet, der behauptet seine Neu-Offenbarung von Gott eingegeben bekommen zu haben, ist wohl Mohammed mit seinem Koran. Das ist ein falsches Evangelium, welches schon viele Völker in die Irre geführt hat.

Weitere Falsche Propheten finden wir in der Esoterik. Auch diese Channelings, allerdings nicht von “Gott”, aber von “Christussen”, “aufgestiegenen Meistern”, “Lichtwesen” und “hohe Engel” mit den immer wiederkehrenden Namen wie St. Germain, Sananda, die Weisse Bruderschaft und sogar ein sich Nennender “Jesus Christus” figuriert unter dieser Gilde für ein “höheres Bewusstsein”. Keines dieser “Lichtwesen” bezeugt, dass (der wahre) Jesus Christus Gott oder Gottes Sohn ist. Und das qualifiziert sie letztlich zu den Falschen Propheten.

Darum, die oben erwähnten Neu-Offenbarer von Wittek bis Lorber als Falsche Propheten zu betiteln nur weil die Erkenntnis über die biblisch prophezeite Neu-Offenbarung fehlt, zeugt von sträflicher Unkenntnis und mangelnder Liebe.




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